Jeannette Geissmann

Architekten HTL/SIA

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2017
Velo und Fussgänger Tunnel St.Leonhard, Kreuzbleiche Stadt St. Gallen
Direktauftrag

Bauherrschaft
Stadt St.Gallen, Tiefbauamt

Planungsteam
Architektur: Geissmann Architektur, St. Gallen
Ingenieurarbeiten: Innoplan Bauingenieure AG
Lichtplanung: Art Light GmbH und Ruedi Signer (Tageslicht)

Bauaufgabe
Planung, Gestaltung und Materialisierung in enger Zusammenarbeit mit Ingenieur und Spezialisten

Termine
Frühling 2020 Studie, Vorprojekt
Frühling 2022 Beschluss im Stadtparlament für Baukredit

Visualiserungen
Imagine We Create, Porto (PT)

Ausgangslage
Die Achse vom Bahnhof an der LOK vorbei zur Kreuzbleiche stellt eine wichtige Ost-West-Verbindung für Fussgänger und Velofahrer in der Stadt St. Gallen dar. Die mehrspurige Kreuzung St. Leonhard wird täglich von etwa 2’200 Fussgängern und rund 350 Velofahrern überquert. Die Passierung dieser Kreuzung soll mit dem Bau von einem 126m langem Velo- und Fussgängertunnel in Zukunft attraktiver, sicherer und schneller werden.

Gestaltungskonzept
Die Linienführung wie auch die Lage der beiden Tunnel-Zugänge wurden sorgfältig studiert, insbesondere wegen der Nähe zu den wichtigen Baudenkmälern, Lokremise und Reithalle.
Unser Gestaltungskonzept entwickeln und verweben wir konsequent aus und mit den funktionalen Anforderungen, welche für die künftigen Velofahrer und Passanten wichtig sind. Dies sind unter Anderem ein Tageslichtkonzept, eine gute Sicherheit und Übersichtlichkeit sowie Funktionalität und Barrierefreiheit.
Das Tageslicht wird, mit zwei runden 5m grossen Oberlichtern, in die Unterführung gelenkt. Diese liegen seitlich des Tunnels, so wird eine direkte Bewitterung des Fahr- und Fussweges und der unterirdischen Passanten vermieden. Die beiden runden Lichtöffnungen bilden Zäsuren im oberirdischen Stadtraum und verbinden die Welt oben, mit der im Untergrund liegenden Passage. Der oberirdische und der unterirdische Raum werden gegenseitig spürbar.
Gleichzeitig können die Velofahrer und die Fussgänger bzw. Rollstuhlfahrer während der Unterquerung der Kreuzung 2 mal, durch die 5m grossen Öffnungen, den Himmel erblicken. Bei den beiden Zugängen sind zusätzlich lineare Oberlichter vorgesehen, welche die Seitenwände aufhellen.
Um ein möglichst gutes Sicherheits- und Orientierungsgefühl im Tunnel zu erhalten, ist die Linienführung so geplant, dass die Passanten bei der Einfahrt bzw. beim Zugang bereits den gegenüberliegenden Ausgang erblicken und „das Licht am Ende des Tunnels“ erkennen können. Zur Orientierung wird zusätzlich für die Fussgänger ein Trottoir-Bereich ausgebildet, welcher sich mit einem hellen, freundlichen Farbkonzept von der Velo-Fahrbahn abhebt. Der Velotunnel ist im Innern vollständig in Sichtbeton vorgesehen.

Ingenieurbauwerk nahe Baudenkmälern
Ein langer Tunnel unter eine stark befahrenen Kreuzung zu planen, ist eine anspruchsvolle Ingenieuraufgabe. Die Nähe zu wichtigen Baudenkmälern der Stadt erfordert zudem viel Sorgfalt. Für die Planung dieses Bauwerkes war ab den 1. Planungsschritten die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team notwendig. Dieses besteht aus Ingenieuren, Architekten, Lichtspezialisten und Fachleuten aus den städtischen Behörden (Tiefbauamt, Verkehr, Stadtplanung und Denkmalpflege).